In meiner ersten Bildkritik geht es um ein Bild, das mir Cindy Rösner zur Verfügung gestellt hat. Sie fotografiert mit einer Nikon D5500.
Das Bild zeigt ein Gebäude an einem Fluss, fällt also unter die Rubrik: Architektur. In diesem Bereich fotografiert man gerne sehr weitwinklig, um das Gebäude in seiner vollen Pracht auf das Bild zu bekommen. Man kann natürlich auch Details aufnehmen. Durch den weiten Blickwinkel und den Abstand zum Objekt (Gebäude) spielt die Blende eigentlich nur eine nebensächliche Rolle. Ob das Foto nun mit Blende 1.4 oder 11 aufgenommen ist, merkt man meist nur an den Objekten im Vordergrund, wenn überhaupt. Dennoch würde ich dazu tendieren etwas abzublendene, um die volle Schärfe des Objektivs zu nutzen. Bei Offenblende sind die meisten Objektive doch recht weich. Somit stellt man das Objektiv am besten auf Blende 5.6 – 8 ein, ISO Wert auf 100 um kein Rauschen zu haben und gleicht den Rest mit der Belichtungszeit aus. Alternativ kann man auch ganz einfach die Blendenvorwahl (= Zeitautomatik) nutzen, und die Kamera macht den Rest 🙂 So mach ich es, denn warum soll man die Technik nicht nutzen, wenn sie vorhanden ist? Man schaltet beim Auto ja auch nicht die Servolenkung aus, nur weil es diese früher auch nicht gab. Alternativ kann man auch mit Graufiltern und einem Stativ arbeiten, und die Belichtungszeit künstlich in die Höhe treiben (z.B. 30 Sekunden). Damit kann man ganze Plätze „leerfegen“, als ob niemand da wäre 🙂 Oder bei kürzeren Belichtungszeiten (0,5-3 Sekunden) Dynamik in das Bild bringen, weil dann Menschen leicht verschwimmen und Autos vorbei „ziehen“.
Hier seht ihr das Ursprungsbild. Ein Gebäude, mit Brücke und Fluss davor.
Das erste was mir ins Auge gestochen ist, war der Baukran rechts. Da sich dieser nicht entfernen lässt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder, man wählt eine Perspektive, die ihn verschwinden lässt (hier hättest du weiter nach links gehen müssen, wohl auf die Brücke) oder man baut ihn komplett in das Bild mit ein (dann hättest du denke ich weiter weg gehen müssen als möglich). Bekommt man ihn so gar nicht weg, dann kann man ihn in der Nachbearbeitung entfernen (mit Gimp [Klonen/Stempeln] oder Lightroom [mit dem Reparaturpinsel]).
Eine weitere Sache, die auffällt, sind die stürzenden Linien und die Linienführung. Die Architektur lebt von Linien. Von geraden Linien. In der Skizze siehst du in Rot deine Ausrichtung, in Blau siehst du die senkrechten Linien. Dies nennt man „stürzen“. Das Haus fällt sozusagen optisch nach hinten um. Es tritt auf, wenn die Sensorebene nicht parallel zum Gebäude ist. Bedeutet, du hast die Kamera nach oben gekippt. Dies lässt sich nicht immer vermeiden, aber man kann es recht leicht in der Nachbearbeitung korrigieren (z.B. mit dem kostenlosen Programm ShiftN oder wieder in Lightroom).
Das Geländer der Brücke ist ein schönes Element, welches das Auge zum Gebäude leitet (du hättest hiervon gerne noch mehr drauf haben können um eine noch schönere Linienführung zu haben!), das Gelände am Flussufer allerdings hat ein ähnliches Problem wie die stürzenden Linien. Dadurch, dass der Winkel so gering ist (2°) wirkt es disharmonisch. Blau wäre die Horizontale.
Hier habe ich das Foto nun gerade gerichtet. Positiver Nebeneffekt: Der Kran ist verschwunden. Negativer Effekt: Das Türmchen rechts ist abgeschnitten. Dies passiert immer beim „gerade richten“. Man verliert Bildinformationen. Lässt es sich also nicht vermeiden. Außer man hält die Kamera gerade, was aber nicht immer geht, da man sonst oben manchmal etwas abschneidet (Was du zum Glück nicht gemacht hast 🙂 ). Im Großen und ganzen war es also schon ein sehr gutes Bild! Weiter so!