Viele Leute fragen in Fotogruppen, welche Einstellungen sie nehmen sollen. Die Typischen Antworten:
„Das ist immer anders.“
„Das kommt darauf an.“
„Welches Objektiv hast du denn?“
„Welche Kamera hast du?“
„Das kann man pauschal nicht sagen.“
Ich behaupte einmal, es gibt sie. Die ultimative Formel.
Fotografieren ist ja eigentlich ganz einfach. Zumindest die Technik. Es ist einfach reine Physik. Alles ist berechenbar. Man kann exakt ausrechnen, wie groß der Schärfebereich bei einer gewissen Entfernung, Brennweite und Blende ist. Man kann genau sagen, wie hell ein Bild wird, wenn man einen Belichtungsmesser hat und eine gewisse Belichtungszeit/Blende/ISO Wert nimmt. Man kann berechnen wie weit man bei welcher Brennweite von einer Gruppe von Leuten weg gehen muss, damit alle drauf sind. Alles folgt einem (mathematisch gesehen) sehr einfachem Schema.
„Wähle die Blende so, dass der Bereich scharf ist, der scharf sein soll, passe die Belichtungszeit so an, dass die Situation so eingefroren oder dynamisch ist wie du sie haben willst, und gleiche den Rest mit ISO aus.“
Ist das Foto zu hell, verkürze die Belichtungszeit oder schließe die Blende weiter, je nachdem was keine Auswirkung auf das Bild hat. Reicht das nicht, brauchst du einen ND Filter.
Ist das Foto zu dunkel bzw. rauscht es zu stark, brauchst du eine Kamera mit besserem Rauschverhalten.
Ist der Schärfebereich zu groß, brauchst du ein Objektiv mit mehr Offenblende.
Beispiele:
Du willst eine Person fotografieren. Die Augen sollen scharf sein, der Rest im Bokeh verschwimmen:
Offenblende, mindestens 1/120 wegen der Bewegungsunschärfe, ISO so niedrig wie möglich. Ist das Bild zu hell, einfach noch kürzer belichten.
Du willst ein Gebäude fotografieren, es soll von vorne bis hinten scharf sein.
Start mit Blende 8, ist dort alles scharf, passt es. Wenn nicht, noch weiter abblenden auf z.B. 11. Belichtungszeit ist relativ egal, weil es ein statisches Objekt ist. Man muss nur die Verwacklungsunschärfe durch mindestens 1/(Brennweite*Cropfaktor) eliminieren wenn man ohne Stativ fotografiert. Rest wird durch ISO ausgeglichen.
Du willst eine Stadt bei Nacht fotografieren
In der Regel ist die Stadt weit weg, deshalb kann man ruhig mit Offenblende fotografieren. Durch den Abstand ist die Tiefenschärfe trotz Offenblende komplett scharf. Belichtungszeit siehe oben, ISO gleicht wieder die Helligkeit aus.
Du willst einen Brunnen fotografieren und das Wasser flüssig erscheinen lassen
Belichtungszeit lang wählen, Testweise mit etwa 10 Sekunden. ISO so niedrig wie möglich, z.B. 100. Blende so weit wie möglich schließen, damit das Bild nicht zu hell wird. Reicht das nicht, braucht man einen ND Filter.
Das ist der ganze Trick der Fotografie. Und das sind die Einstellungen, die immer richtig sind.